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Blogbeitrag (Allgemein, Tipps und Hilfe)

Amazon Kindle Format 8 Guide

29. September 2014

Bei der selbstständigen Veröffentlichung von eBooks über Amazons Kindle Direct Publishing-Programm (siehe auch den Beitrag über den Kleinen Anderen) kann die Vielzahl an bereitgestellten Programmen und akzeptierten Dateiformaten schonmal unübersichtlich werden. Dieser Beitrag soll dabei helfen, das grundlegende eBook-Format von Amazon namens Kindle Format 8 besser verstehen und einordnen zu können und richtet sich vor allem an informationstechnisch versiertere Anwender, welche das technisch Bestmögliche aus ihrem eBook herausholen möchten.

Kenntnisse von Webtechnologien, also insbesondere HTML und CSS, sind für diesen Beitrag nötig und empfehlenswert.

Grundaufbau und -format

Kindle Touch
Kindle Touch

Grundsätzlich bestehen die Kindle eBooks aus einem oder mehreren HTML-Dokumenten, welche mit CSS optisch gestaltet und mit Bildern, Musikstücken und sogar Videos angereichert werden können. JavaScript ist hierbei, anders als im Webbrowser, nicht erlaubt. Alle relevanten Dateien werden mit dem bereitgestellten KindleGen-Programm in eine .mobi-Datei verpackt (ähnlich dem ZIP-Format), welche genau genommen eine AZW3-Datei ist. Das AZW3-Format wird wiederum (vermutlich zu Marketing-Zwecken) von Amazon als Kindle Format 8 (kurz KF8) bezeichnet. Dass die Datei trotzdem die .mobi-Endung bekommt, liegt daran, dass das KF8 auf dem MOBI-Format basiert und damit kompatibel ist.

Die von KindleGen erstellte .mobi-Datei ist damit auch rückwärtskompatibel mit den älteren Kindle eBook-Lesegeräten, kann aber dennoch die neuesten Features der aktuellen Kindle Fire Generation enthalten. Damit kann man mit einer einzigen sorgfältig erstellten Dateibasis alle möglichen Kindle Geräte bedienen. Zu den neuesten Features gehören vor allem:

  • (Weitestgehende) Unterstützung von HTML5
  • (Weitestgehende) Unterstützung von CSS3
  • Spezielle Layout-Varianten v.a. für Bilderbücher und Comics
  • Eigene (mitzuliefernde) Schriftarten

Hinzu kommen noch ein paar spezielle, nicht standardisierte Elemente z.B. für Seitenumbrüche.

Nebenbei bemerkt: Das KF8 ist kein ePub-Format, auch wenn sich beide gelegentlich recht ähnlich sind. Das liegt daran, dass beide (weit zurückgeblickt) auf dem Open eBook-Format basieren.

HTML-Dokumente

Der eigentliche Inhalt des eBooks wird im HTML-Format in ein oder mehreren HTML-Dokumenten hinterlegt. Dateinamen, Anzahl und Reihenfolge der Dokumente werden in einer Manifest-XML-Datei beschrieben, welche die Endung .opf erhält.

Die HTML-Dokumente können nun eine Vielzahl verschiedener HTML-Elemente enthalten. Die vollständige Liste stellt Amazon selbst bereit. Allzuweit sollte man sich bei der Formatierung aber lieber nicht aus dem Fenster lehnen. Hier machen einem die vielen verschiedenen Lesegeräte unterschiedlichster Generationen einen Strich durch die Rechnung. Hinzu kommt noch, dass Kindle-Besitzer viele Parameter wie Schriftgröße, Zeilenabstand und Hintergrundfarbe selbst einstellen dürfen. Um auf allen Geräten eine gute Figur abzugeben (und somit negativen Bewertungen zumindest bezüglich der technischen Aufbereitung entgegenzuwirken) belässt man es besser bei den üblichen Elementen wie Überschriften (<h1>-<h6>), Absätzen (<p>), einfachen Formatierungen (fett <b>, kursiv <i>, unterstrichen <u>), Umbrüchen, Bildern usw.

Von Tabellen rät Amazon im Übrigen gleich komplett ab. Diese sollen lieber als Bild eingefügt werden. Am besten binden Sie alle grafischen Kompositionen, deren korrektes Erscheinungsbild Ihnen wichtig ist, als Bild ein. Und wo wir schon dabei sind: Bilder, die von Text seitlich umflossen werden sollen, erfordern besondere Aufmerksamkeit. Die Darstellung auf den Geräten ist (besonders bei den alten, kleinen und niedrig auflösenden Vertretern) unberechenbar. Im Zweifelsfall ist ein mittig zentriertes Bild in eigenem Absatz immer die sicherere Wahl.

Das (ggf. aus mehreren Dateien zusammengesetzte) HTML-Dokument wird schließlich wie in einem Webbrowser angezeigt. Statt Scrollbalken schneidet die Kindle-Software auf dem Lesegerät das Dokument aber in bildschirm-verdauliche Abschnitte und entscheidet selbst, was noch hineinpasst, und was besser auf die nächste Seite kommt. Darauf hat man keinen Einfluss, lediglich manuelle Seitenumbrüche darf man einfügen.

CSS-Dateien

Wie schon erwähnt, kann das Aussehen des eBooks mit standardkonformem CSS definiert werden. Aus oben genannten Gründen sollte man für eine optimale Benutzererfahrung allerdings so wenig wie möglich fest vorgeben. In der Regel wissen die Endgeräte besser, was auf dem verwendeten Bildschirm am besten aussieht. Zudem mag es den Leser verärgern, wenn er gerade bei Ihrem Buch die Schriftgröße nicht selbst wählen darf.

Möchte man also alle Kindle Geräte erreichen und alle Leser zufriedenstellen, bleiben nicht mehr allzuviele empfehlenswerte CSS-Attribute übrig. Unbedenklich sind solche Definitionen, die für alle Geräte(konfigurationen) Sinn ergeben, ohne eine Darstellungsweise aufzuzwingen (bspw. Hintergründe, Rahmen und Schriftart). Typografische Einstellungen wie Schriftgröße und Zeilenabstand kann man vorschlagen, ohne sie aufzuzwingen, indem man relative Angaben verwendet.

Mit den Media Queries @media amzn-kf8 { } und @media amzn-mobi { } kann man schließlich noch nach Geräte-Generation grob unterscheiden.

Manifest

Das Manifest ist eine beliebig benannte XML-Datei mit der Endung .opf, welche wichtige Angaben wie Buchtitel, Kurzbeschreibung, Autor und Cover-Bilddatei enthält. Diese Datei wird dem KindleGen-Programm als Parameter übergeben.

Im Manifest müssen alle verwendeten HTML-Dokumente aufgezählt werden. Theoretisch müssten auch alle CSS-, Bild- und Mediendateien gelistet werden. Sofern diese im HTML-Code verlinkt sind (was naturgemäß für die meisten gilt), werden sie von KindleGen allerdings automatisch eingebunden und dürfen daher entfallen.

Der prinzipielle Aufbau dieser Datei sieht folgendermaßen aus:

<?xml version="1.0" encoding="utf-8"?>
<package version="2.0" unique-identifier="WebsiteURL"
    xmlns="http://www.idpf.org/2007/opf">

    <metadata xmlns:dc="http://purl.org/dc/elements/1.1/"
        xmlns:opf="http://www.idpf.org/2007/opf">

        <dc:title>Der Kleine Andere</dc:title>
        <dc:description>...</dc:description>
        <dc:creator opf:role="aut" opf:file-as="Krebs, Gerti"
            >Gerti Krebs</dc:creator>
        <dc:date opf:event="publication">2014</dc:date>

        <dc:language>de</dc:language>
        <dc:identifier id="WebsiteURL" opf:scheme="URI"
            >http://der-kleine-andere.galerie-gk.de/</dc:identifier>

        <meta name="cover" content="dka-cover" />
    </metadata>

    <manifest>
        <item id="dka-content" href="content.html"
            media-type="text/x-oeb1-document" />
        <item id="dka-cover" href="images/cover.jpg"
            media-type="image/jpeg" />
    </manifest>

    <spine>
        <itemref idref="dka-content" />
    </spine>

    <guide>
        <reference type="text" title="Das Abenteuer beginnt"
            href="content.html"></reference>
    </guide>
</package>

Neben den hier genutzten Elementen gibt es noch eine ganze Reihe weiterer optionaler Angaben. Ausführlichere Erklärungen finden sich in der Dokumentation sowie in den Beispieldateien (s.u.).

Layout-Modi

Grundsätzlich hat man die Wahl zwischen zwei verschiedenen Layout-Modi. Der Standard und in 99% aller Fälle geeignete Modus ist das Reflowable-Layout, wie es bisher beschrieben wurde. Das ist abwärtskompatibel und einfach zu handhaben. Kürzlich dazugekommen und somit nur für die Kindle Geräte neuerer Generation ist das Fixed-Layout. Hierbei haben alle Seiten eine feste, vordefinierte Größe und brechen nicht automatisch um. Gedacht ist das vor allem für Comics und reine Bilderbücher mit wenig Fließtext.

Zeichensatz

Der Zeichensatz aller Dateien muss Latin-1 (ISO-8859-1) oder damit kompatibles ASCII/UTF-8 sein. Sonderzeichen außerhalb dieses Zeichensatzes sind nicht möglich und führen zu Darstellungsfehlern.

Programme

KindleGen

Der KindleGen(erator) erzeugt aus den oben beschriebenen HTML-, CSS-, Bild- und Mediendateien ein fertiges .mobi-Paket, welches zum Hochladen bei Amazon geeignet ist. Der KindleGen(erator) ist ein reines Kommandozeilen-Programm, enthält also keine grafische Oberfläche. Die ist aber auch gar nicht nötig, denn das Programm ist wirklich sehr einfach und erfüllt genau (s)eine Aufgabe.

In unserem Fall wird das Programm mit dem Dateipfad der Manifest-Datei aufgerufen. Man kann es aber auch mit anderen Dateiformaten füttern, welche dann automatisch umgewandelt werden.

Kindle Previewer

Der Kindle Previewer ist das Programm zur Überprüfung der erstellten .mobi-Dateien. Er kann die Darstellung verschiedener Geräte, Konfigurationen und Bildschirmformate annähernd realitätsgetreu simulieren. Davon sollte auf jeden Fall häufig Gebrauch gemacht werden.

Weiteres

Zudem bietet Amazon noch weitere Software wie den Kindle Kids‘ Book Creator oder den Kindle Comic Creator an, mit welchen man HTML- und CSS-Code für das oben beschriebene Fixed-Layout automatisch erzeugen lassen kann.

Auch gibt es ein (Stand 29.09.2014) in der Beta-Phase befindliches Adobe InDesign-Plugin.

Diese Programme sind, genau wie die vielen automatischen Umwandlungsmöglichkeiten, die Amazon anbietet, für Einsteiger ideal. Für Profis bieten sie sich dagegen weniger an, da bei der automatischen Umwandlung unweigerlich Darstellungsfehler und ungewollte Formatierungen auftreten, die im Nachhinein sehr schwer zu korrigieren sind.

Dokumentation

Neben der Amazon KDP Hilfeseite befinden sich die meisten technischen Informationen in den Kindle Publishing Guidelines (PDF). Zudem stellt Amazon noch ein Diskussionsforum sowie Beispielprojekte bereit.

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